Im April 2008 explodieren die Preise für Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt. Unter den Armen in den Schwellenländern kommt es zu Aufständen, Regierungen geraten unter Druck, und unsere Medien zerbrechen sich den Kopf über die Ursachen dieser Entwicklung. Viele vermeindliche Erklärungen stellen sich schnell als falsch heraus (Link), doch auch in den fundierteren Analysen fällt auf: Niemand will der Marktwirtschaft selbst die Schuld geben. Dabei zeigt nichts eindrücklicher, wie falsch die Theorie der unsichtbaren Hand sein kann, als das Bild des Armen, der hungern muss, damit der Reiche seinen Benzintank mit Biosprit füllen kann. Alle Kritik an der Agrarpolitik, den Spekulaten oder internationalen Lebensmittelkonzernen kratz nur an der Oberfläche, denn ganz gleich, welche Ursache die aktuelle Preisexplosion im einzelnen hat, der Kern des Problem bleibt: Auf dem Markt erhält nicht der dringlichste Bedarf, sondern der dickste Geldbeutel den Zuschlag. Wenn Brot eine Ware wie jede andere ist, verhungert, wer den Marktpreis nicht bezahlen kann.
Man muss kein Sozialist sein, um das zuzugeben. Nur weil der Markt versagen kann, heißt das nicht, dass man ihn gleich gänzlich abschaffen sollte. Doch seit dem weltweiten Siegeszug des Kapitalismus scheint jeder Zweifel an unserem Wirtschaftssystem tabu zu sein. Seitdem kritisiert man den Kapitalismus genauso wenig wie das Gesetz der Schwerkraft. Zwar schimpft man gerne mal über die Hedgefonts oder prangert "die Globalisierung" an, dass das System aber nicht erst in seinen Auswüchsen, sondern bereits in seinen Wurzeln ein Problem haben könnte, liegt inzwischen fast jenseits des Denkbaren.
Ganz ohne ideologische Diskussion bleibt es aber letztlich unmöglich, aus der aktuellen Krise etwas für die Zukunft zu lernen. Wer hingegen heute begreift, dass der freie Markt nicht die Antwort auf alle Probleme sein kann, lässt sich vielleicht morgen nicht mehr so leicht von den neoliberalen Kurzschlussargumenten beeindrucken.
»Bitte einmal vollmachen!«Auf dem Weltmarkt müssen die Armen mit den Reichen um Nahrungsmittel konkurrieren. |