Deutschland ist also zweiter Europameister. Hurra! 26 Millionen haben das Endspiel im deutschen Fernsehen verfolgt, rein sportlich gesehen ein recht mittelmäßiges Spiel. Aber wen interessiert schon Fußball? Zugegeben, nichts scheint die Massen so sehr zu bewegen wie (Männer-) Fußball. Zum Vergleich: Das Endspiel der letzten Handball WM konnte "nur" 16 Millionen Zuschauer vor den Fernseher locken. Andererseits schlägt Fußball alleine keine halbe Nation in seinen Bann. Dafür müssen noch zwei weitere Faktoren hinzukommen.
Das eine ist der Medienrummel, der nach dem Prinzip einer positiven Rückkopplung funktioniert: Berichterstattung in den Medien und Begeisterung bei den Lesern und Zuschauern heizen sich gegenseitig an.
Den anderen Faktor konnte man wochenlang als schwarz-rot-goldenen Fahnenschmuck an Autos flattern sehen. Für viele wird die Meisterschaft erst interessant, weil sie als ein Wettkampf zwischen Nationen vermarktet wird. Nicht nur an den bunten Flaggen, Kopfbedeckungen und Kriegsbemahlungen konnte man den nationalen Faktor erkennen, er lässt sich auch deutlich bei den Einschaltquoten nachweisen. Spiele mit deutscher Beteiligung ereichten fünf bis zehn Millionen Zuschauer mehr als vergleichbare Meisterschaftsspiele.
Marktanteile für die Übertragungen von Spielen der Fußball EM 2008 im deutschen Fernsehen. Zuschauer im "public viewing" sind dort nicht mitgezählt. (Quelle)
Noch eine Quote zum Schluss: Das Enspiel der diesjährigen Champions-League war spielerisch vielleicht besser als jedes einzelne EM-Spiel, erreichte aber trotzdem nur eine Einschaltquote unter 9 Millionen. Fußball scheint also den meisten "Fans" gar nicht so wichtig zu sein - man könnte ihn vielleicht auch durch Schach oder Halma ersetzen - Hauptsache, "wir" werden am Ende Meister.
»Ach, der liebe Fußball!«Meisterschaften machen Sport plötzlich interessant. |