Dabei ist das Streitgespräch die beste Methode, ein kontroverses Thema von allen Seiten zu beleuchten. Schon in der Antike hat man diese Form der Erkenntnisvermittlung geschätzt, man denke nur an Platons Dialoge - die jedoch gewöhnlich auf Monologe hinauslaufen, da niemand mit der argumentativen Kraft eines Sokrates Schritt halten kann. Gerade daran zeigt sich bereits eines der Grundprobleme der Diskussion: Ganz schön viel hängt nämlich davon ab, wer an ihr teilnimmt. Auch die Talkshow steht und fällt mit ihren Gästen. Leider finden sich gewöhnlich nicht für alle Seiten gleichermaßen eloquente Vertreter. Tritt im Studio ein Ökonomieprofessor gegen einen ungelernten Harz-4-Empfänger an, so steht der Gewinner von Anfang an fest.
Noch schlimmer ist, wenn sich die Talkgäste nicht einmal über simple Sachfragen einig werden können, denn strittige Fakten lassen sich während der Sendung kaum nachprüfen. So ist man am Ende der Diskussion selten schlauer als zuvor. Wenn es dem Zuschauer also tatsächlich um einen Erkenntnisgewinn geht, so wäre er sicher mit einer gründlich recherchierten journalistischen Aufarbeitung des Themas besser bedient als mit noch so vielen Talkshows. Schade, denn Talkshows sind eventuell unterhaltsamer.
»Unser Thema heute: Krawatten - soll man sie tragen oder nicht?«Warum politische Talkshows oft so schlecht sind. |